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Gastbeitrag: Heimspiel in München

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Der Stefan war gestern im Stadion. Als Bayern München je nach Interpretationsweise seinen BVB-Fluch durchbrach oder ein unwichtiges Testspiel gewann. Auf Twitter äußerte er, dass er darüber viel zu sagen hätte, wenn er doch einen Blog hätte – kann er haben. Hiermit sei dieser Blog heute an Stefan verliehen. Bittesehr.

Ich bin aufgeregt. Gut, Pokalfinale 2012 war schlimmer, die Fast-Pleite 2005 auch. Genaugenommen hatte ich auch vor der Führerscheinprüfung Angst und als kleiner Junge habe ich mal nachts mein Zimmer nicht wiedergefunden; war schlimm.

Und jetzt hat mir Ina erlaubt, hier was zu schreiben. Mein erstes Mal bloggen. Zum BVB und zum Fussball. Das ist toll von ihr und mich macht es total nervös. Ich bin Stefan, 39 Jahre, aus Berlin, jetzt in München. Schwarz-gelb seit 1982. Vermittelt über den Vater, der aus Dortmund kommt. Nie in Dortmund gelebt, musste ich mich an Hertha und neuerdings dem FCB abarbeiten. Nachdem das Fansein eine Zeitlang nebenbei lief, wie wohl bei vielen 10jährigen Jungs, kam es dann zur Gefühlsexplosion beim Pokalfinale 1989. Zwei Worte: Norbert Dickel. Und ich als 16jähriger neben meinem Vater im Olympiastadion. Ich hatte vergessen, dass mein Vater gar nicht wusste, dass ich rauche und habe mir in verzückter Selbstauflösung eine Kippe nach der anderen angesteckt. Heute behauptet mein Vater, von ihm hätte ich es mit Sicherheit nicht, dass ich mich nahezu jederzeit mit Begeisterung über Fussball austauschen kann. Vereinsmitglied seit 1997. Fanclubmitglied seit 2010 (Münchener Borussen).

Hier hatte ich im Vorfeld zum Supercup schon einiges zum Status des BVB vor dem Saisonstart gesagt. So viele Spiele kann ich leider vom BVB in der Saison nicht live sehen und war darum gestern im Stadion. Dazu einmal Grundsätzliches: wer bei einem Supercup für La Ola aufsteht und begeistert quiekt, wenn die nächste Runde eingeläutet wird (ich rede von euch, verliebtes Pärchen in Block 135, Reihe 18, Platz 10 und 11) sollte nie wieder ins Stadion dürfen. Natürlich soll Fussball für alle da sein, aber ich wünsche mir in jedem Jahr, das ich älter werde und mich für die Nebengeräusche und Folklore immer weniger interessiere, einen abgegrenzten Block, in dem man nicht vor Spielende gehen darf, wo es keine homophoben und rassistischen Arschkrampen gibt, wo keiner „Hau ihn um die Sau“ brüllt und sich das Spielverständnis einen Schritt über „Sie spielen 4-4-2, oder?“ hinaus entwickelt hat. Kann man sowas nicht mal anbieten?

Nicht dass hier Missverständnisse aufkommen, ich fahre sehr gerne mit dem Fanclub zum Stadion, inklusive Bier, Hüpfen in der U-Bahn und Sprechchören. Im Stadion aber sitze ich gerne konzentriert auf meinem Platz und freue mich, wenn der Bierverkäufer an den Platz kommt. Ich mache auch keine 17stündigen Auswärtsfahrten nach Hamburg im Bus. Ich bin alt und habe das Geld. Ich sei ein Schönwetterfan ruft mir da der Fannachwuchs schon mal zu. Ich antworte dann, ich hätte schon 1983 im Regen gestanden! Mit 400 anderen Leuten am Freitag abend!! Und nachts um Karten für die Relegation gegen Fortuna Köln angestanden!!! Habe ich natürlich alles nicht. Aber eine solche Ansage eignet sich als Einstieg in eine Diskussion mit den 20jährigen Hardcore Allesfahrern, denen man dann doch klarmachen kann, dass man vielleicht ein Schönwetterfan, aber kein Erfolgsfan ist. Ich liebe meinen Verein. Auf meinem Sitzplatz im Trockenen. Und vorm Fernseher.

Zurück ins Stadion; ich hatte vor dem Supercup mit einem torreichen Spiel gerechnet, sind doch beide Abwehrketten durch offensichtlich fehlende Abstimmung (wir) und neue personelle Konstellationen (die anderen) noch nicht gefestigt. Können sie auch gar nicht sein. Angesprochen auf die wirklich grauenhaften ersten 20 Minuten, die mir üble Champions League Flashbacks verschafften ob der Art und Weise, wie hier eiskalt zugeschlagen wurde (Mandzukic? I am impressed), meint Klopp „Ich brauche keine Erklärung dafür. Es reicht, wenn wir das einfach abstellen.“ Und das fasst es wunderbar zusammen. Die Automatismen kommen noch und aus Subotic muss noch der Leichtsinn herausgearbeitet oder auch herausgebrüllt werden. Sonst steht da ruckzuck Santana und Neven wundert sich.

Reus irrlichterte 45 Minuten über den Platz, dass man merkte, er kommt von der falschen Borussia und die BVB Spielweise ist ihm noch nicht völlig vertraut. Kevin wird seine 3, 4 sehr guten und zwei überragende Spiele (die Derbys) nächste Saison machen, aber ansonsten fürchte ich, dass er weniger spielt, als ihm lieb ist. Und ich muss Abbitte leisten. Bei Götze, dem ich einen jämmerlichen Fitnesszustand unterstellt habe; es war auffällig, dass es sofort besser lief, als er auf dem Platz stand. Gleiches gilt für Schieber, den ich, da auf mein Tor gespielt wurde, genauer beobachten konnte. Hat mir gut gefallen. Ebenso wie die von Klopp vorgenommenen Umstellungen, die fortan dem gestern in der Tat starken defensiven Mittelfeld der Bayern den weiteren Zugriff auf unsere Offensivreihe verwehrten.

Zu den Bayern seien noch zwei Kommentare erlaubt. Nummer 1: Tymoshchuk – Ende des Kommentars. Nummer 2: Robben ist und bleibt in seiner Gestik und Theatralik unerträglich. Wird für ihn dadurch in den nächsten dann auch wichtigen Spielen gegen uns nicht einfacher.

Und dann noch ein Wort zu Teddy de Beer, der Weidenfeller vorm Anstoss aufgewärmt hat. Was ist dieser Kerl toll, die Physiognomie eines Millwall Hools verbunden mit einer Bodenständigkeit und Professionalität, die beeindrucken. Wird vielleicht ausserhalb des Vereins gar nicht so wahrgenommen, aber Teddy hat Weidenfeller eine Klasse besser gemacht und so etwas wie professionelle Gelassenheit in ihm geweckt. Ein intellektueller Leuchtturm wird Roman dadurch sicher nicht, aber man muss zumindest keine Angst mehr haben, dass er mit Schaum vorm Mund auf Schiris zuläuft und kann sich sicher sein, dass er die haltbaren Dinger hält und die Abwehr sauber aufstellt.

Schließlich noch zum Schiri: War es Hand? Keine Ahnung, sowas sieht man im Stadion nicht. Es haben aber 5000 Leute „HAAAAAND!“ gebrüllt, muss also eine Skandalentscheidung des Schiris gewesen sein. Spielergebnis daher 2:2 und 5:4 nach Elfmeterschiessen für uns (Robben vergibt bei 4:4).



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